21 Gründe, das Alleinsein zu lieben by Muri Franziska

21 Gründe, das Alleinsein zu lieben by Muri Franziska

Autor:Muri, Franziska [Muri, Franziska]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Integral
veröffentlicht: 2017-04-14T22:00:00+00:00


10. Beim nächsten Mal kann’s wirklich besser werden

Gut genutzt ist das Alleinsein eine Lernphase für neue Beziehungen

Eine Atempause nach einer Trennung oder in einer Beziehungsauszeit kann klärend wirken. Sie bietet den nötigen Freiraum, um Wunden heilen zu lassen, die dann nicht ins Neue hineingetragen werden. Wünsche können hinterfragt, Muster bemerkt und neu bewertet, die eigene Bedürftigkeit kann wahrgenommen werden. Während man vielleicht sogar eine leise Dankbarkeit dafür entwickelt, dass das Leben die eigene Beziehungssucht grad einfach nicht erfüllt, kann man eine wirklich ehrliche Lust auf eine neue Begegnung wachsen lassen.

Ein Grund, das Alleinsein zu lieben

Mich hat es sehr erstaunt, dass ich mit meinem Mann nicht alt, sondern gerade mal gut dreißig geworden bin. Erst viele Jahre und ein paar kürzere Beziehungen später wurde mir so langsam klar, was für ein Wagnis es doch ist, davon auszugehen, dass man mit einem Menschen jahrzehntelang glücklich oder wenigstens zufrieden sein kann. Menschen verändern sich. Ich bin heute eine völlig andere als damals, sodass ich manchmal sogar denke: Schade, dass er mich gar nicht kennengelernt hat. Aber das konnte er nicht, denn zu mir kam ich vor allem dadurch, dass ich nach der Trennung zum ersten Mal in meinem Leben auf mich gestellt war.

Den Strudel der Emotionen und Gedanken, das Durcheinander aus Schock, Trauer, Wut und auch Erleichterung, aus Scham vielleicht und Schuldgefühlen muss man in einer Trennungsphase aushalten. Es ist Chaos. Und es braucht Zeit, sich wieder zu ordnen. Nach und nach zeigt sich eine neue Perspektive und es schält sich ein frisches, bestenfalls stärkeres Ich hervor. Mit etwas Erfahrung darin kennt man die Abläufe schon. Auch wenn es jedes Mal anders ist, weiß man doch, dass der Schmerz vorbeigeht. Idealerweise ist man voller Mitgefühl bei sich und sorgt in dieser Zeit gut für sich. Vielleicht gibt es sogar Momente, in denen man es liebt: als eine Facette des Lebens. Als eine Talstation im ewigen Auf und Ab.

So sehr es manchmal auch wehtut: Wir müssen weitergehen. Manchmal sehnen wir uns zurück, wollen wieder an eine uns bekannte starke Schulter, in ein kuschliges Nest, das aber längst ausgekühlt oder in alle Winde zerstreut ist. Ich merkte nach meiner Ehe häufig: Oh, ich hab wieder den Rückwärtsgang drin. Es hilft nichts: Wir müssen nach vorn.

Das Alleinsein bietet nach einer Trennung den schützenden Raum, in dem wir wieder zu uns kommen. Natürlich sind Freundinnen wichtig, Familie, verlässliche Ansprechpartner. Ganz für uns aber können wir wieder ganz wir selbst werden. Die Antennen ziehen sich vom anderen zurück, die feinen Stränge, über die Aufmerksamkeit und Energie zum anderen hinflossen und über die wir selbst beliefert wurden, bilden sich zurück. Wir kommen wieder bei uns selbst an, mit aller Verantwortung für uns.

Für Frauen, die in der Beziehung Gewalt erfahren haben, ob sexuell, körperlich oder psychisch, ist es umso wichtiger, sich eine Verarbeitungszeit zu gönnen und sich dabei auch Hilfe zu holen. So steigt die Chance, nicht wieder in eine solche Falle zu geraten. Je größer die nötige oder gewünschte Korrektur im Beziehungsmuster ist, desto wertvoller ist eine Phase des Alleinseins.



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